600-jähriges Jubiläum der St.- Pankratii- Brüderschaft
Stiftungsfest am 1. Februar 2014
An diesem Tage feierte die St. Pankratii-Brüderschaft ihr 600-jähriges Jubiläum. Es war ein würdiges Stiftungsfest.
Der festgebende Bruder Johann-Heinrich Buhrfeind und seine Frau Anke konnten 376 Gäste, Brüder und Schwestern im Hansesaal des Stadeum willkommen heißen.
Zur Eröffnung des Stiftungsfestes begrüßte der Präsidierende Ältermann Jürgen Baacke die Gäste, namentlich die Sozialministerin des Landes Niedersachsen, Frau Cornelia Rundt, den Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann, die Landtagsabgeordneten Petra Tiemann, Kai Seefried, Helmut Dammann-Tamcke, unsere Bürgermeisterin Silvia Nieber sowie die Abordnungen der anderen Stader Brüderschaften und des Geistlichen Ministeriums, Pastor Pippirs, von Krautsand.
Im Anschluss an die Grußworte der Sozialministerin folgten Erläuterungen des Präsidierenden Ältermannes zur Wurftechnik mit dem bereitliegenden Papier und einer praktischen Einführung durch eine Saalrakete.
Das Festmahl wurde eröffnet mit einem Gebet von Pastor Pippirs und dem Choral „Bis hierher hat uns Gott gebracht“.
Die Reden im Verlauf des Festmahls hielten sich, bis auf eine, im normalen Rahmen von acht bis zwölf Minuten. Nur die Rede auf den festgebenden Bruder benötigte etwas mehr Zeit. Zwischen den einzelnen Gängen des Menüs und den Reden gab es immer genug Zeit, mit Papier zu werfen, egal ob in kleinen Kügelchen oder gefächert als Rakete. Die sammelnden Brüder hatten alle Hände voll zu tun, um die fälligen Strafgelder einzukassieren.
Die Pokalspende auf die Landeswohlfahrt brachte ein hervorragendes Sammelergebnis von mehr als siebenundzwanzigtausend Euro ein und die Büchsensammlung ergab nach Auszählung der Münzen ebenfalls ein Spitzenergebnis von mehr als fünfeinhalbtausend Euro. Diese Ergebnisse spiegeln auch die Freude und Lockerheit des gesamten Stiftungsfestes wider.
Nach dem abschließenden Gebet durch Pastor Bernhard Pippirs zogen sich die Brüder zum Tabakskollegium zurück, während sich die Schwestern und Gäste bei Kaffee und Gebäck im Foyer des Stadeums entspannen konnten. Parallel wurde der Hansesaal für den Ball vorbereitet.
Im Tabakskollegium wurden vier neue Brüder vereidigt und der festgebende Bruder, Johann-Heinrich Buhrfeind, erhielt den Ehrenbrief der Brüderschaft.
Der Einmarsch der Brüder erfolgte unter Trompeten- und Gläserklang. Das jetzt folgende Menuett, ein Schreittanz der festgebenden Brüder, verlangte einschließlich der auf Plattdeutsch zu haltenden Reden der beiden tanzenden Brüder noch einmal volle Konzentration. Danach ging es dann zum gemütlichen Teil über, dem Tanzball, der bis in die frühen Morgenstunden andauerte. Gegen 05.30 Uhr wurden die Türen hinter den letzten Gästen geschlossen. Ein wunderschönes Stiftungsfest zum 600-jährigen Jubiläum war vorüber.
Grussworte zum 600-jährigen Jubiläum
Die Grußworte sind der Chronik zur 600-Jahrfeier entnommen
Silvia Nieber
Bürgermeisterin der Hansestadt Stade
Die Hansestadt Stade besitzt mit ihren vier noch bestehenden Brüderschaften ein Alleinstellungsmerkmal. Die St. Pankratii-Brüderschaft in Stade ist bereits seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Sie feiert 2014 ihren 600. Geburtstag und ist damit die älteste erhaltene Stader Brüderschaft. Wie die anderen Brüderschaften richtet auch sie alljährlich ein Brudermahl in Form eines Stiftungsfestes aus, um Spendengelder für mildtätige Zwecke zu sammeln. Gründungszweck der Brüderschaften war im Mittelalter die Ausübung der Laienfrömmigkeit durch das Gebet und die tätige Nächstenliebe in Form der Unterstützung Notleidender.
Über die Jahrhunderte hinweg bis heute ist die wohltätige Hilfe für die in Not geratenen Mitbürger ihr Zweck geblieben. Die Brüderschaften helfen dabei nicht anonym, sondern unter Ansehen der bedürftigen Personen, die besucht werden und denen die Spende nach ihrem persönlichen Bedarf direkt übergeben wird. Die Brüderschaften wissen sich damit und mit ihren Stiftungsfesten in einer langen Tradition, die sie ehren und lebendig bewahren.
Wie sehr die St. Pankratii-Brüderschaft die Hilfe in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt, wird auch daran deutlich, dass die Geschichte erst 1989 in einer Festschrift zum 575-jährigen Bestehen dargestellt wurde. Um so erfreulicher ist es, dass bereits 25 Jahre später zum runden Jubiläum eine erneute Festgabe mit aktualisierten Angaben erarbeitet wurde.
Ich bedanke mich im Namen der Hansestadt Stade herzlich und mit großem Respekt bei den Brüdern der St. Pankratii – Brüderschaft für ihre jahrhundertlange Hilfe für die Armen und die traditionsbewusste Mildtätigkeit, mit der sie wesentlich dazu beitragen, Stade zu einer ganz besonders lebenswerten Stadt zu machen.
Jürgen Baacke
Präsidierender Ältermann
Seit mehr als 600 Jahren wirkt die Sanct Pankratii-Brüderschaft zum Wohle der bedürftigen Menschen in unserer Hansestadt Stade. Nach den vorhandenen Quellen diente die Hilfe zunächst den Bürgern, die rund um die Sanct Pankratius-Kirche auf dem Spiegelberg wohnten.
Heute ist die Unterstützung bedürftiger Menschen in der gesamten Hansestadt Stade und Umgebung Hauptaufgabe der Sanct Pankratii-Brüderschaft.
Die Unterstützung beschränkt sich nicht nur auf die Zuwendung von Sach- und Geldleistungen, sondern ebenso wichtig sind die persönlichen Kontakte. Da die Brüder die Zuwendungen direkt den „verschämten Armen“ überbringen, ergeben sich wertvolle, konstruktive Gespräche. Von der Sanct Pankratii-Brüderschaft werden auch hiesige Institutionen bedacht, die im sozialen Bereich tätig sind.
Im Jubiläumsjahr 2014 haben mehrere Veranstaltungen der Sanct Pankratii-Brüderschaft stattgefunden. Zum Teil waren sie der Öffentlichkeit zugängig. Neben den traditionellen Veranstaltungen, dem Stiftungsfest am 01.02.2014 und dem Hansemahl am 17.05.2014 (siehe eigene Rubriken!) fanden die Präsentation der Chronik am 09.01.2014 in der Kreissparkasse Stade, der Festakt am 23.01.2014 in der Cosmae-Kirche und im Königsmarksaal unseres historischen Rathauses sowie die Ausstellung unseres Silberschatzes vom 10. bis 18. September 2014 in der Kreissparkasse Stade besondere Beachtung.
Die Sanct Pankratii-Brüderschaft ist ein Zusammenschluss von zurzeit 82 Brüdern. Diese Brüder geloben jedes Jahr auf dem Stiftungsfest nach dem Tanz der festgebenden Brüder
„dat uns Bröderschap in alle Tokunft bestohn blievt un so helpen kann, as uns Vöröllern dat wüllt un uns övergeven hebbt…… un dat wi uns för uns Sanct Pankratii-Bröderschap insetten wüllt so goot as wi köönt.“
(Regularien im Anschluss an das Tabakskollegium, alte, nicht datierte Überlieferung)
In diesem Sinne wünsche ich unserer Brüderschaft, dass sie weiterhin ihre Zielsetzung verwirklichen kann, um die sozialen Aufgaben zu erfüllen.
Stade den 12. Februar 2015
Festakt am Donnerstag, den 23. Januar 2014
Die Sanct Pankratii-Brüderschaft lud aus Anlass ihres 600-jährigen Bestehens Brüder, Schwestern und Gäste zur gemeinsamen Feier dieses Jubiläums in die St. Cosmae-Kirche und in den Königsmarcksaal des Rathauses der Hansestadt Stade ein.
Nach dem Empfang im Rathaus wurde in der St. Cosmae-Kirche eindrucksvoll unseres Jubiläums gedacht. Feierlich umrahmt durch Orgelmusik von Herrn Martin Böcker und den Bläsern des Vincent-Lübeck-Gymnasiums stellte Herr Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy in seiner Predigt unter dem Motto“As slow as possible“ fest, dass wir uns heute in einer schnelllebigen Zeit befinden. Daher sei es wichtig, an einer lebendigen, alten Tradition wie der Brüderschaft festzuhalten. Diese Bedeutsamkeit unterstrich Herr Dr. Brandy mit den Worten aus dem Psalm 31
„Meine Zeit in deinen Händen“.
Im Anschluß an die Andacht nahmen die Teilnehmer zur Feierstunde im Königsmarcksaal Platz. Hier begrüßte ich als Präsidierender Ältermann, neben den Vertretern der drei anderen Stader Brüderschaften, zahlreiche Ehrengäste und stellte den Anwesenden in der Eröffnungsansprache die neugestaltete historische Stadtansicht, die auf den Stiftungsfesten den Saal schmückt, sowie die druckfrische Chronik „600 Jahre Sanct Pankratius-Brüderschaft“ vor.
Der Festvortrag von Herrn Dr. Andreas Schäfer stand unter dem Motto:
„Die Sanct Pankratii-Brüderschaft gestern und heute“.
Herr Dr. Schäfer ging im ersten Teil seiner Rede auf unseren Namensgeber, den heiligen Pankratius und die Geschichte der Brüderschaft im Mittelalter ein. Im zweiten Teil befasste er sich mit den Aufgaben der Brüder im sozialen Bereich. Herr Dr. Schäfer betonte, wie wichtig die vielfältige Unterstützung bedürftiger Menschen heute wie früher sei.
In den folgenden Grußworten bedankte sich die Geschäftsführerin der Diakonie Stade, Frau Annette Kirn, bei der Brüderschaft für die hilfreiche Finanzierung von Projekten der Tafel und der Brücke.
Die Bürgermeisterin der Hansestadt Stade, Frau Silvia Nieber, hob hervor, dass der Zusammenschluss der Brüder über die rein finanzielle Hilfe hinaus eine wichtige Funktion als „Fürsorger im besten Sinne hat“, da vor allem auch der persönliche Kontakt zu den Benefiziaten gesucht wird.
Der Präsidierende Ältermann der Kaufleute- und Schiffer-Brüderschaft, Herr Günter Duderstadt, überbrachte die Glückwünsche der anderen drei Stader Brüderschaften in Form eines symbolischen Blumenstraußes. Herr Duderstadt zog Parallelen zwischen den Ritualen und Symbolen der Kaufleute-und Schiffer-Brüderschaft und der Sanct Pankratii-Brüderschaft, wünschte ihr ein langes Weiterbestehen und immer eine Handvoll Älterleute.
In meinen Schlußworten spannte ich den Bogen vom Wirken unserer Brüderschaft zu den sozialen Werten im Allgemeinen mit einem Zitat aus der Neujahrsansprache unserer Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel:
„Was unser Land im Kern ausmacht, sind Engagement, Leistungsbereitschaft und Zusammenhalt“.
Genau diese Werte spiegeln sich meines Erachtens in unserer traditionellen 600 Jahre alten Vereinigung wider.
Mögen diese Ideale von bleibender Dauer sein!
Mit einem abwechslungsreichen Programm aus sechs Jahrhunderten umrahmte das Stader Kammerorchester unter der Leitung von Herrn Alexander Mottok gebührend den Festakt.
Auf Einladung der Brüderschaft konnten die Teilnehmer bei einem Imbiss und Umtrunk den Festakt mit angeregten Gesprächen ausklingen lassen.
Jürgen Baacke
Präsidierender Ältermann